Zurück zur Website

Good Luck Bolivia

· TRAVELING
broken image

Von Puno aus buche ich eine Tour nach La Paz in Bolivien mit einem Bus von Boliviahop https://www.boliviahop.com. Diese Busfahrten sind günstig und hier eine beliebte Art zu reisen. Wir fahren über "Copacabana", das liegt auf der bolivianischen Seite des Titicacasees. Irgendwann steigt man an der Grenze von Peru aus dem Bus. Schleppt sein Gepäck dann zu Fuß ein paar hundert Meter weiter und befindet sich dann in Bolivien. Tauscht schnell noch sein restliches Geld und weiter gehts...

broken image
broken image

Unter "Copacabana" stellt man sich etwas anderes vor, in diesem Fall ist es ein kleiner Hafen und ein paar Hostels und Restaurants. Von hier fährt man 1,5 Std auf die Sonneninsel, die an eine griechische Insel vor 40 Jahren erinnert. Hier kann man übernachten oder fährt wieder zurück und hat so die Zeit bis zur Abfahrt nach La Paz überbrückt.

broken image
broken image
broken image

Um 18 Uhr geht es weiter, Ankunft La Paz ist für 22 Uhr geplant. Bisher war keine Rede von irgendwelchen politischen Unruhen. Auch der Veranstalter hat keinerlei Hinweise gegeben. Die Gespräche schnappt man erst nach und nach unter den Mitreisenden auf aber niemand scheint ernsthaft beunruhigt. Nach einer ziemlich ruckeligen Fahrt werden wir in La Paz angekommen auf verschiedene Taxis verteilt, die uns zu unseren jeweiligen Hotels bringen. Ich wohne etwas außerhalb des Zentrums in einer guten Gegend. Je tiefer ein Bezirk im 4000 meter hoch gelegenen La Paz liegt, desto besser. Das Atix Hotel liegt in Calacoto am Fuße der grünen Seilbahnlinie und ist ein ganz mega schönes Designhotel, was ich nur empfehlen kann, falls jemals nochmal jemand nach La Paz fährt...http://www.atixhotel.com/

broken image
broken image
broken image
broken image
broken image
broken image

Schon bei der Ankunft wird klar, die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. An den Tankstellen herrscht Stau, man weiß nicht, ob und wann man das nächste mal tanken kann, die Zufahrt zum Hotel ist blockiert und überall stehen zur Zeit noch friedliche Demonstranten mit Flaggen... Es geht im Wesentlichen darum, daß man dem wiedergewähletn Präsidenten Evo Morales Wahlbetrug und vorwirft. Nach wochenlangen Protesten will das Volk nun Neuwahlen...

Im Hotel gegenüber stehen eine Menge Leute und Wachern vor der Tür, wie sich herausstellt wohnt hier der Oppositionsführer Camacho, der am Montag in einer öffentlichen Sitzung einen offiziellen Brief mit Forderungen an den Präsidenten übergeben will. Es wird angeraten nicht ins Centrum, die Altstadt zu fahren, also begnüge ich mich am ersten Tag mit einer Seilbahnfahrt der grünen und gelben Linie im sicheren Bereich. Mit diesem Selbahnsystem, das die Einwohner übrigens auch Präsident Morales verdanken, ist die ganze riesige Stadt mit seinen immensen Höhenunterschieden verbunden. Das ist einzigartig auf der Welt und kostet nicht mehr als ein paar cent pro Fahrt, so kann sich jeder den Transport innerhalb der Stadt leistem, was einen größen Vorteil bringt. Trotzdem ist die Stadt arm, es fehlt an Krankenhäusern und sozialer Unterstützung, bei starkern Regenfällen, brechen ganze Hügel einfach weg und die Häuser verschwinden im Schlamm. Für all das gibt es keine Hilfsmittel während sich Evo Morales aber ein eigenes Museum in Cochabamba errichtet hat und so ist das Volk gespalten in seiner Meinung.

broken image
broken image
broken image
broken image

Die Stadt hat eine interessante Gastronomieszene, hier betreibt unter anderem Claus Meyer Mitbegründer des Noma in Copenhagen das Gustu http://www.gustu.bo mit experimenteller Küche. Und auch die verschiedenen Cafes der Hierro Brothers sind einen Besuch wert http://kilometro-0.com

broken image
broken image
broken image

Am Sonntag hört man noch immer ein Knallen in der Ferne, das sind Böller, wie mir versichert wird. Die Lage ist unverändert man hat den Präsidenten aufgefordert Neuwahlen zu veranlassen und ich habe beschlossen, die Stadt zu verlassen, bevor es am Montag Vormittag zu weiteren Entscheidungen kommt. Meine geplante Rundreise zum Salzsee in Uyuni und den Besuch der Atacama Wüste habe ich gecancelt und mir den erstbesten Flug um 7 Uhr morgens nach Buenos Aires gebucht. Im Hotel sagt man, wenn ich gegen 5.30 morgens zum Flughafen fahre, sollte alles ruhig sein. Bis dahin wird weiterhin empfohlen die Innenstadt zu meiden. Ich bin nun aber doch neugierig und will mir selber ein Bild von der Situation machen und nehme heute die blaue Tereferico in die Altstadt ...

broken image

Zunächst sieht es nach einer Demonstration aus, wie man sie auch bei uns erleben könnte. Ich besuche noch den Hexenmarkt hinter der Kathedrale, auf dem für jedes Wehwehchen und Problem ein Pülverchen bzw Lamaembryos zur Beschwörung der jeweiligen Umstände angeboten wird...

broken image
broken image
broken image
broken image

Hier treffe ich auch noch ein paar Backpacker aus dem Boliviahop Bus mit dem wir angekommen sind und alle wollen eigentlich so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Die Landwege sind allerdings mittlerweile alle blockiert. Alle Touren abgesagt und die Grenzen gesperrt. Und langsam merkt man auch wie sich die Lage zuspitzt. Ich habe hierzu ein Video auf Instagram hochgeladen (das ist hier leider nicht möglich).

broken image

Ich fahre zurück zum Hotel hier hat das Knallen mittlerweile zugenommen aber die Dame an der Rezeption sagt mir das wäre ein Zeichen der Freude, es gäbe gute Nachrichten, der Präsident hätte seinen Rücktritt angekündigt. Ich solle mich entspannen und so gehe ich in Cafe in der umliegenden Gegend. Die Stimmung ist ausgelassen, ein wenig wie nach einem Fußballspiel, es fahren hupende Autos mit Flaggen durch die Strassen und die alle sind auf den Strassen unterwegs. Ich bestelle etwas zu essen und verfolge die Bilder in den Nachrichten, bis sich plötzlich schlagartig der Laden leert. Man drückt mir eine Tüte mit meinem Sandwich in die Hand mit der Info, sie würden jetzt schließen. Da niemand englisch spricht gehe ich noch leicht verwundert aber auf direktem Weg zurück ins Hotel. Dort sagt man mir, es gäbe nun doch schlechte Nachrichten, die Anhänger des Präsidenten würden nun auf die Barrikaden gehen und hätten sich zu großen Heerscharen mobilisiert und wären aus allen Teilen des Landes auf dem Weg in die Hauptstadt um für Ihren Anführer zu kämpfen. Man befürchtet, das der Ablauf ähnlich wie in Venezuela, so geplant war. Mittlerweile sind Polizei und Militär auf Seiten des Volkes, ein erbitterter Kampf wäre entbrannt, und die Lage sei eskaliert. Aber niemand kann die Situation wirklich einschätzen. Ich gehe ins Bett und versuche ein wenig zu schlafen, werde aber doch zunehmend nervös. Um 22 h dann der Anruf der Rezeption, aus Sicherheitsgründen wären jetzt alle Ausgänge und Aufzüge gesperrt worden. Auf den Strassen herrschen Unruhen, mittlerweile wurden die Böller durch Dynamit ersetzt und irgendwo klirren Scheiben. Das Hotelpersonal läuft mit Walkie Talkies durch die Gänge. Ich liege wach, um 3 Uhr morgens stehe ich auf und mache mich zur Abfahrt bereit. Unten die Nachricht, es gäbe kein Taxi, die Zufahrten zum Flughafen sind blockiert, rund um den Flughafen in Armenviertel El Alto herrschen Strassenkämpfe. Niemand gibt einem einen wirklichen Rat, online ist keine Information zu finden, der Flughafen telefonisch nicht zu erreichen... Ich denke es wird in den nächsten Stunden und Tagen nicht besser werden. Auf facebook wird der Angriff auf ein Krankenhaus angekündigt. Ich beobachte wie ein Paar im ggü liegenden Hotel in einen Minibus steigt und entscheide spontan zu fragen, ob ich mitfahren kann ... Der Fahrer ist unser Held des Tages und navigiert uns über Schleichwege durch brennende Strassenzüge vorbei an Demonstrantengruppen durch die Dunkelheit durch bis zum Flughafen. Die erste Etappe ist geschafft. Einige der Flüge sind gestrichen aber ich schaffe es auf den früheren 6 Uhr Flug nach Santa Cruz zu kommen. Von dort aus geht es reibungslos weiter nach Buenos Aires. Alle versuchen so ruhig wie möglich zu bleiben aber die junge Frau neben mir im Flieger weint und ich muss sagen, das Ganze geht ganz schön an die Substanz...

Ich weiß, das was ich hier schreibe ist sicher nicht “fine fashion” aber definitiv ... “and more”! und es ist meine Geschichte... #iamfine #offtobuenosaires #dreikreuzewennichhierrausbin #followmytravels

broken image
broken image
broken image

Mittlerweile hat die Luftwaffe Morales ins Exil nach Mexico ausgeflogen und es herrscht Chaos bzw Bürgerkrieg in Bolivien... good luck Bolivia! #misseduyuni #lapaz #onceinalifetime #bucketlist #nextstopbuenosaires